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Alex

Kwame Ofori: "Ich hätte gern an der Europameisterschaft teilgenommen."

Aktualisiert: 18. Apr. 2021

Kwame Ofori spielt American Football als Wide Receiver. Er fängt im besten Fall die Bälle, die vom Quarterback in seine Richtung gepasst werden. Das Interview mit ihm wurde im Februar 2020 geführt. Er hatte sich einiges vorgenommen für die Saison (es kam leider anders), gab aber auch sonst einige interessante Einblicke. Hier nun also das Originalinterview von 2020:


Der ehemalige Nationalspieler wechselte zur neuen Saison von Kiel nach Elmshorn. Im Interview zeigt sich der Sohn einer deutschen Mutter und eines ghanaischen Vaters sehr sympathisch und gesprächig. Wie alles anfing, wer seine Vorbilder waren und ob der Traum von der NFL noch lebt, hat er bereitwillig beantwortet. Aber lest selbst…


Wie kamst du zum Football? Wann und wo hast du angefangen zu spielen?


Ich spielte 10 Jahre lang Basketball und kam erst 2011, mit 18, zum Football. Ein damaliger Teamkamerad spielte bei den Hamburg Young Huskies und empfahl mir, mich doch einmal auszuprobieren. Ich war für mein Alter recht groß, schnell und konnte gut springen, also ließen sie mich nicht mehr gehen. Ich spielte 2 Jahre in der Jugend, erlebte meinen Durchbruch dann aber bei den Herren in der GFL 2, wo ich deutlich mehr Touchdowns fing als in der Jugend.


War dieser relativ späte Start in diese Sportart ein Problem für dich?


Jein. Es ist natürlich etwas völlig anderes als Basketball, aber mit Jean-Claude Madin Cerezo (Wide Receiver) und Marico Gregersen (Offensive Coordinator) hatte ich gute Anlaufpunkte im Team. Jean-Claude war derjenige, zu dem ich als erstes aufschaute, mit dem ich viel trainierte und abseits des Platzes viel über Football sprach.


Welche Vorbilder hattest du in deiner Kindheit und Jugend? Wer hat dich inspiriert?


Inspiriert haben mich die Filme von damals. „Blind Side“ und in erster Linie „Gegen jede Regel“. Ein sehr kontroverser Film, der sich um Rassismus dreht. „Erschütternde Wahrheit“ habe ich bis jetzt bewusst gemieden, auch wenn CTE (Anm. der Redaktion: Chronisch traumatische Enzephalopathie) nicht vom Tisch zu wischen ist. Das Thema ist wichtig, aber als aktiver Spieler möchte ich mich nicht damit beschäftigen.

Ursprünglich fing ich aber nur mit Football an, um fitter und athletischer im Basketball zu werden. Richtige Vorbilder hatte ich nicht, war aber von guten Receivern beeindruckt. Randy Moss, Larry Fitzgerald…

Larry war der, von dem ich mir am Meisten abschaute. Er gewann den Walter Payton-Award. Das zeigt, dass er auch abseits des Feldes ein guter Mensch ist. Ich finde generell als Athlet muss man auch abseits des Feldes ein guter und zuverlässiger Mensch sein. Man kann nicht nur auf dem Feld gut sein und dann erwarten, dass man respektiert wird.


Welcher Trainer hat dich in deiner Karriere am Meisten beeinflusst?


Marico Gregersen. Er war der, von dem ich das Meiste gelernt habe. Er war auch mein erster Quarterback bei den Herren.


Wo siehst du deine Stärken & Schwächen?


Uh, das ist eine schwierige Frage. Als Stärke sehe ich meine Athletik und meine Fähigkeit immer konzentriert zu bleiben. Als Schwäche sehe ich, dass ich manchmal zu viel nachdenke und negative Spielsituationen noch lange in meinem Kopf präsent sind. Ich kann das inzwischen besser steuern, aber ab und zu kommt es noch vor.


Wer war bis jetzt der härteste und beste Gegenspieler in deiner Karriere?


Ich würde auf jeden Fall Tissi Robinson (Anm. der Redaktion: Cornerback der New Yorker Lions) in den Raum werfen. Wir hatten viele Duelle gegeneinander, spielten aber auch zusammen in der Nationalmannschaft und haben uns ziemlich gut verstanden. Da ich aber oft gegen Amerikaner gespielt habe, die ich nicht kenne und diese meist nach einer Saison wieder weg sind, kann es schon sein, dass da jemand dabei war, der später in der NFL landete. Das wird dann wohl der Beste gewesen sein.


Welche Ziele als Team habt ihr für die neue Saison?


Die Stimmung im Team ist positiv, alle sind motiviert. Als Aufsteiger ist das erste Ziel natürlich der Klassenerhalt, alles darüber hinaus ist ein netter Bonus. Ich persönlich halte aber die Playoffs durchaus für realistisch und das ist auch mein Ziel.


"Coach" Esume wird zur neuen Saison euer Defensive Coordinator. Was zeichnet ihn als Trainer besonders aus? Bekommst du als Offensivspieler überhaupt viel von seiner Arbeit mit?


Ich kenne ihn ja schon seit 2015. Damals arbeiteten wir schon ein Jahr bei den Hamburg Huskies zusammen. Man kriegt auf jeden Fall mit, wenn er da ist, denn er ist sehr laut. (lacht)

Er ist ein dominanter Trainer, der dich wissen lässt, was er über dich denkt. In Deutschland gibt es wenige Trainer die so komplett sind, dass wirklich alle Mannschaftsteile von ihm lernen können. Er polarisiert und ist jemand, der dich mental abholt. Ich finde es ist eine gute Verpflichtung und ein wichtiger Schritt, um unsere Ziele zu erreichen.


Du warst Nationalspieler. Bereust du es, dass die Nationalmannschaft abgeschafft wurde?


Bereuen ist das falsche Wort, denn ich habe ja selber keinen Anteil daran gehabt. Ich finde es auf jeden Fall schade, besonders dass sie in dem Jahr abgeschafft wurde, als in Deutschland die EM stattfinden sollte. Ich hätte gerne an der EM teilgenommen.


Neben dem Football spielst du auch Basketball. Wie bekommst du beides unter einen Hut?


Das funktioniert sehr gut, da die Saisons ja nicht parallel laufen. Das ist der entscheidende Faktor, warum es überhaupt möglich ist. Basketball ist eine gute Art und Weise, sich in der Offseason fit zu halten. Football ist nicht wirklich eine gute Vorbereitung für die Basketballsaison, aber andersrum hilft mir Basketball sehr für Football, alleine was Technik, Antritt und Kondition angeht. Es ist eigentlich ein perfektes Offseasontraining. Football steht aber an erster Stelle und das wird auch so bleiben.


Wenn du die Wahl hättest: Einmal NFL International Combine, Meisterschaft mit den Fighting Pirates, oder ein weiteres Finale der World Games mit der Nationalmannschaft?


Schwierige Frage! Der Combine würde mich schon sehr reizen. Das Finale der World Games habe ich ja bereits gespielt und die Erinnerung bleibt mir auf jeden Fall. Mit den Fighting Pirates einmal die Meisterschaft zu gewinnen ist nicht so unrealistisch, von daher würde ich den NFL Combine wählen.


Gilt das Gleiche auch für die CFL? Letztes Jahr haben es mit Thiadric Hansen und Max Zimmermann 2 deutsche Spieler in die Liga geschafft.


Nein, das würde ich nicht machen. Letztes Jahr hat mich mein Team zu spät angemeldet. Das fand ich schade, denn da hätte ich „ja“ gesagt. Da ich aber nun gerade anfange in Deutschland Vollzeit zu arbeiten und mir hier etwas aufgebaut habe, kommt dieser Schritt für mich nicht mehr in Frage. Außer die NFL klopft an, dann würde ich das in Betracht ziehen.


Wenn du die Chance hättest, welches Team würdest du dann wählen?


Das ist mir völlig egal, Hauptsache NFL!

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